
Auf dem Turiner Salon 1994 sahen die Besucher am Stand von Carrozzeria Maggiora eine kleine goldene Bombe, die sofort alle Blicke auf sich zog. Auf den ersten Blick handelte es sich um einen Fiat Punto. Doch bei näherem Hinsehen entdeckte man, dass sich hinter diesem "Grama 2", der den Spitznamen Puntograle trägt, in Wirklichkeit eine Mechanik verbarg, die direkt aus dem legendären Lancia Delta HF Integrale entliehen war.
Ein Punto auf Steroiden

Damals war die Fiat Der Punto hatte gerade erst den Uno ersetzt. Seine sportlichste Version, der 1.4 GT mit 133 PS, bot bereits ein schönes Temperament. Doch für Maggiora, einen renommierten Karosseriebauer und Konstrukteur der letzten Delta Integrale Evo2, war das nicht genug. So entstand die verrückte Idee, die DNA des Deltas mit der kompakten Silhouette des Punto zu verschmelzen.

Unter der überarbeiteten Karosserie des Grama 2 findet sich also der 2.0 Achtventil-Turbomotor des Delta HF Integrale 4WD mit 165 PS und 284 Nm Drehmoment (einige Quellen sprechen sogar von 200 echten PS). In Kombination mit dem Allradantrieb des Deltas ermöglichte das Ganze eine Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h und eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in etwas mehr als 7 Sekunden.

Um die größere Mechanik und das breitere Fahrwerk des Deltas unterzubringen, hat Maggiora die Karosserie komplett überarbeitet. Massive Radkästen, spezifische vordere und hintere Stoßfänger, Lufteinlässe, zwei übereinander angeordnete Spoiler und 17-Zoll-Speedline-Felgen im Rallyestil: Alles atmet den Geist des Rennsports. Selbst die Heckscheibe hat eine Form, die direkt an den Delta Integrale erinnert.
Die Goldfarbe, die für das Einzelstück gewählt wurde, steht im Gegensatz zu der technischen Hommage an Lancia, unterstreicht aber den "Konzept"-Effekt des Projekts. Auch das Fahrwerk wurde verstärkt, um die höhere Leistung und das höhere Gewicht zu bewältigen.
Im Innenraum sind die Unterschiede zu einem herkömmlichen Punto eher subtil: zweifarbige Sportsitze in Gelb und Blau, ein Dreispeichenlenkrad, ein spezieller Schaltknauf und die Differenzialsteuerung aus dem Delta. Es gibt kein völlig neu gestaltetes Armaturenbrett, sondern nur das Wesentliche, um ein außergewöhnliches Fahrerlebnis zu genießen.

Ein Projekt, das zu schön ist, um es zu verwirklichen
Der Grama 2 wurde als technologisches und sportliches Schaufenster präsentiert und nährte zahlreiche Gerüchte: die Rückkehr von Fiat/Lancia in den Rallyesport, eine kleine Straßenserie für Enthusiasten... Doch mangels kommerziellem Interesse und Investoren blieb das Projekt ein einzelner Prototyp.


Seitdem hat der Puntograle mehrmals den Besitzer gewechselt und wurde 2021 für 46.000 € und 2023 für 97.000 € angeboten. Heute ist sein Wert schwer zu schätzen, aber für Liebhaber italienischer Autos bleibt er ein Symbol: das Symbol einer Zeit, in der selbst ein kleines Stadtauto davon träumen konnte, Rallye-Weltmeister zu werden.