Ein neuer Fiat, der auf einem Modell der chinesischen Marke Leapmotor basiert?

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Was wäre, wenn der nächste elektrische Kompaktwagen von Fiat nicht ganz und gar italienisch war? Ende November bewegt ein hartnäckiges Gerücht die europäische Automobilindustrie: Die Stellantis-Gruppe plant angeblich, ein chinesisches Leapmotor-Modell in Europa unter einem ihrer emblematischsten Wappen zu vermarkten. Noch ist nichts offiziell, aber Informationen aus Italien und Frankreich zeichnen bereits die Konturen dieses ungewöhnlichen Projekts.

Der Leapmotor B05 betritt offiziell die Bühne

Leapmotor hat in China einen neuen elektrischen Kompaktwagen namens Lafa 5 auf den Markt gebracht, der international unter dem Namen B05 bekannt ist. Mit einer Länge von 4,43 Metern, Heckantrieb und einer ultra-aggressiven Preispositionierung greift er etablierte Modelle wie den Volkswagen ID.3, den MG4 oder den BYD Dolphin frontal an.

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Der B05, der in seinem Heimatland ab 92.800 Yuan, also etwa 11 Euro, angeboten wird, weist solide technische Daten auf: LFP-Batterien mit 56,2 oder 67,1 kWh, eine angekündigte Reichweite von 515 bis 605 km im CLTC-Zyklus, eine Schnellladung, mit der man in weniger als 20 Minuten von 30 auf 80 % umschalten kann, und eine Leistung zwischen 132 und 160 kW. Aber es ist nicht so sehr das Datenblatt, das in Europa die Aufmerksamkeit auf sich zieht, sondern die industrielle Zukunft.

Die europäische Produktion im Visier

Laut der italienischen Wirtschaftszeitung Milano Finanza könnte der Leapmotor B05 weit mehr als nur ein importiertes chinesisches Modell werden. Er soll sogar ein Kandidat für eine europäische Produktion sein, möglicherweise in der Stellantis-Fabrik in Saragozza, Spanien.

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Dieses Szenario entspricht der Logik der eingeleiteten Annäherung zwischen Stellantis und LeapmotorDie französisch-italienisch-amerikanische Gruppe hält 21 % und leitet das Joint Venture Leapmotor International, das sich mit ausländischen Märkten befasst. Eine Industrialisierung in Europa würde es ermöglichen, Zollschranken zu umgehen, die Logistikkosten zu senken und das Produkt besser an die regulatorischen Auflagen des alten Kontinents anzupassen. Die eigentliche Information ist jedoch nicht hier.

Was wäre, wenn dieser Leapmotor ein Fiat werden würde?

Dies ist der Punkt, an dem die Geschichte besonders ungewöhnlich wird. Denn laut mehreren übereinstimmenden Quellen, die insbesondere von Milano Finanza und dem Medium Torino Cronaca weitergegeben wurden, soll Stellantis sehr ernsthaft über ein "Rebadging" des B05 unter einem seiner europäischen Namen nachdenken. Der Name Opel war in den letzten Wochen im Umlauf, aber die italienische Marke wäre heute eine immer glaubwürdigere Hypothese. Vor allem Fiat würde von diesem Vorhaben profitieren.

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Die Turiner Marke leidet derzeit unter einem klaffenden Loch in ihrer Produktpalette: Zwischen dem urbanen 500e und den teureren Oberklassemodellen fehlt ein wirklich erschwinglicher und moderner Elektro-Kompaktwagen, der in Europa massiv ansprechen könnte. Ein als Fiat getarnter Leapmotor würde diese Lücke perfekt füllen, ohne die kostspielige Entwicklung eines völlig neuen Modells zu erfordern. Manche sprechen sogar von einer Rückkehr des nostalgisch aufgeladenen Namens "Brava", der auf vielen europäischen Märkten noch immer bekannt ist.

Ein Modell, das bereits durch Italien gegangen ist

Was dieses Szenario noch glaubwürdiger macht, ist die Tatsache, dass der Leapmotor B05 für die Ingenieure von Stellantis kein Unbekannter ist. Die Modelle der chinesischen Marke profitieren seit einigen Monaten von italienisches Know-how auf der Teststrecke in BaloccoIn der historischen Heimat von Alfa Romeo und Maserati. Die italienischen Ingenieure haben bereits die Abstimmung des Leapmotor T03 und C10 überarbeitet, um sie an die europäischen Anforderungen anzupassen. Und nach den vorliegenden Informationen soll der B05 den gleichen Weg gehen, mit einer Fahrwerksabstimmung, die ein dynamischeres, präziseres und für europäische Straßen geeigneteres Fahrverhalten bieten soll.

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Dieses Projekt ist auch Teil einer neuen Phase von Stellantis, die nach der Ära von Carlos Tavares nun von Antonio Filosa geleitet wird. Das Ziel ist klar: die Elektrifizierung zu beschleunigen und gleichzeitig die Kosten stark zu senken. Ein Rebadging eines bereits abgeschriebenen chinesischen Modells würde es ermöglichen, sehr schnell mit einem wettbewerbsfähigen Angebot auf den Markt zu kommen, ohne Hunderte von Millionen Euro in die Entwicklung einer neuartigen Plattform zu investieren.

Selbst John Elkann betonte kürzlich die zentrale Rolle von Fiat bei der Wiederbelebung der italienischen Industrie durch Stellantis. Nun wäre die Produktion eines "Fiat" in Spanien auf der Grundlage einer chinesischen Plattform, die in Italien optimiert wurde, ein ebenso politischer wie industrieller Kompromiss. Für Puristen mag diese Idee schockierend sein. Ein Fiat, der in China geboren wurde, in Spanien produziert und teilweise in Italien verbessert wird... Aber die moderne Automobilindustrie funktioniert nicht mehr wie im letzten Jahrhundert. Die Frage lautet nicht mehr "Wo wurde das Auto geboren?", sondern "Ist es wettbewerbsfähig, zuverlässig und begehrenswert?". Wenn dieser zukünftige elektrische Fiat ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, ein markentaugliches Fahrverhalten und ein ausreichend überarbeitetes Design aufweist, werden nur wenige Käufer an seinem Pass anhalten.

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