
Das Werk in Termoli, das historische Flaggschiff der italienischen Automobilindustrie, befindet sich heute an einem entscheidenden Wendepunkt, und seine Zukunft scheint ungewisser denn je. Wenn Ende April 2025 die ersten Warnungen über den Abbau der FIRE 16V-Motorenlinie die Öffentlichkeit erschüttert haben, verstärken die jüngsten Informationen aus den Gewerkschaften die Sorgen um die langfristige Lebensfähigkeit der Fabrik Stellantis.
Die unvermeidliche Schließung der FIRE 16V-Linie
Nun ist es bestätigt: Die Schließung der historischen Linie für den FIRE-16V-Motor, von der etwa 450 Beschäftigte betroffen sind, steht unmittelbar bevor. Die Gewerkschaften sprachen in einer gemeinsamen Erklärung von der "Beerdigung eines industriellen Mythos". Der FIRE-Motor, der in vielen Fiat- und Alfa Romeo-Modellen zum Einsatz kam, symbolisiert nicht nur ein einzigartiges Know-how, sondern auch das Wesen der italienischen Automobilindustrie, auch wenn dies keine große Überraschung ist. Mit seinem Verschwinden endet ein Stück Geschichte der Fabrik, die lange Zeit das Herzstück der Motorenproduktion für Fiat war.
Der GSE-Motor: Produktion auf Sparflamme
Parallel dazu wurden die in Termoli produzierten GSE-Motoren (FireFly), die in Modellen wie dem Fiat Panda und dem Alfa Romeo Tonale verwendet werden, erleben eine Produktion, die weit unter ihrer maximalen Kapazität liegt. Diese Situation wirft Fragen über die Zukunft dieser Linie auf, zumal Stellantis stark auf den zukünftigen Fiat 500 Hybrid setzt, um die Produktion dieser Motoren wieder anzukurbeln. Die Produktion des 1.0L-, 1.3L- und 1.5L-GSE-Motors mit voller Kapazität ist jedoch weiterhin ungewiss.
Der GME-Motor: Überraschende Standortverlagerung
Das Überraschendste an diesem Übergang ist die Zukunft des GME-Motors, der derzeit in Europa in den Alfa Romeo Giulia und Stelvio sowie im Maserati Grecale eingesetzt wird. Obwohl diese Modelle das Ende ihrer Lebensdauer erreichen, enthüllen die Gewerkschaften, dass die GME-Motoren durch eine Produktion in den USA ersetzt werden könnten. Die Hoffnungen auf eine lokale Produktion der GME-Hybridmotoren, die in einigen Oberklassemodellen auf der STLA Large-Plattform enthalten sein sollten, scheinen in weite Ferne gerückt zu sein.
Das eDCT-Getriebe: Ein Hoffnungsschimmer, aber für wie viele Arbeiter?
In diesem düsteren Umfeld liegt eine letzte Hoffnung in der Produktionslinie für das eDCT-Getriebe. Diese wird zwar für einen späten Start im Jahr 2026 versprochen, könnte aber bei voller Auslastung etwa 300 Mitarbeiter betreffen. Doch dieser Hoffnungsschimmer scheint angesichts der aktuellen Situation sehr schwach zu sein. Während der Übergang zur Produktion von Elektromotoren mit der Umstellung auf eine Gigafactory wie ein zukunftsträchtiges Projekt erschien, wird nun deutlich, dass diese Umstellung, die bereits seit fast einem Jahr ausgesetzt ist, immer unwahrscheinlicher wird.
Welche Zukunft für Termoli?
Die Aussichten für das Werk in Termoli bis 2030 beschränken sich nun auf die Produktion von GSE-Motoren für den Fiat 500 und den Panda mit Hybridantrieb und das eDCT-Getriebe, ohne dass über diesen Zeitraum hinaus eine klare Sichtbarkeit gegeben wurde. In der Zwischenzeit leben mehr als 1.500 Beschäftigte von Tag zu Tag in Ungewissheit, wobei die Umstellung auf eine Gigafactory immer weiter in die Ferne zu rücken scheint.
Vor diesem Hintergrund ist die Wut der Gewerkschaften, die von einem "schrittweisen Rückzug" und einer "industriellen Agonie" sprechen, verständlich. Der IMB und die FIM CISL fordern eine Dringlichkeitssitzung mit den lokalen und nationalen Behörden, um einen konkreten Umstellungsplan festzulegen. Bis zum heutigen Tag wurde nichts angekündigt. Am 17. Mai 2025 wird von den Gewerkschaften eine Pressekonferenz organisiert.