
Es ist kein Gerücht, dass ein Xiaomi SU7 Ultra vor den Ferrari-Werken in Maranello gesichtet wurde. Es ist eine ungewöhnliche Szene, denn es scheint unwahrscheinlich, dass eine chinesische Elektrolimousine im italienischen Motorentempel auftaucht. Doch hinter diesem Besuch könnte ein ernsterer Grund stecken, als es zunächst den Anschein hat. Ferrari studiert die Konkurrenz, und heute kommt die Konkurrenz aus China.
Ein SU7 Ultra in der Höhle des sich aufbäumenden Pferdes
Das Foto verbreitete sich schnell in den sozialen Netzwerken: Ein gelber SU7 Ultra mit silbernen Streifen, genau das Modell, das in der offiziellen Kommunikation von Xiaomi verwendet wurde, fuhr aus dem Ferrari-Gebäude. Ein Detail, das niemandem entgangen ist: Dies ist das erste Mal, dass ein chinesischer Elektrowagen offiziell in Maranello gesichtet wurde. Und diese Szene kommt weniger als ein Jahr vor der Vorstellung des allerersten elektrischen Ferraris, der im Frühjahr 2026 unter dem Codenamen (oder offiziellen Namen) Elettrica auf den Markt kommen soll.
Es ist nicht das erste Mal, dass Ferrari Interesse an chinesischen Herstellern zeigt. Im Februar 2025 der CEO von Ferrari war bei einem Besuch bei Leapmotor gesichtet worden, ein weiteres chinesisches Start-up-Unternehmen für Elektroautos. Und ab April Gerüchte über eine technologische Zusammenarbeit zwischen Ferrari und Leapmotor begannen zu zirkulieren.
Was Leapmotor, Xiaomi... und Ferrari gemeinsam haben? Einen Schlüsselpartner: Qualcomm.
Der verborgene Link: Qualcomm

Seit 2022 arbeitet Ferrari mit Qualcomm Technologies an der Integration des "Snapdragon Digital Chassis", einer vernetzten Plattform, die die wesentlichen Module des Autos der Zukunft vereint: digitales Cockpit, 5G-Konnektivität, künstliche Intelligenz, ADAS, OTA-Updates ... kurz: das Software-Rückgrat eines Autos.
Und diese Technologie ist nicht exklusiv für Ferrari. Im Januar 2025 kündigte Leapmotor an, dass sein neuer SUV B10 ebenfalls diese Plattform nutzen würde. Xiaomi hatte bereits bei der Vorstellung des SU7 angekündigt, dass es die Snapdragon Cockpit-Plattform von Qualcomm verwenden würde. Diese Marken teilen sich also die gleiche digitale Architektur, was die Untersuchung ihrer Fahrzeuge für Ferrari besonders interessant macht.
Ein überdimensionales Datenblatt

Doch neben dem Software-Ökosystem ist es vor allem das halluzinierende Datenblatt des Xiaomi SU7 Ultra, das die Aufmerksamkeit auf sich zieht:
- 1.526 PS durch eine Kombination aus drei Elektromotoren,
- 0 auf 100 km/h in 1,98 Sekunden,
- 350 km/h Höchstgeschwindigkeit,
- Rekord auf dem Nürburgring: 7'04" für die Serienversion, 6'22" für den Ultra-Prototypen, schneller als der Porsche Taycan
Der SU7 Ultra ist also die schnellste serienmäßige Elektrolimousine der Welt. Seine Batteriearchitektur, sein Wärmemanagement bei extremer Fahrweise, seine aktive Aerodynamik und sogar sein Herstellungsverfahren sind alles Bereiche, die Ferrari interessieren könnten, wenn es darum geht, sein erstes Elektroauto zu entwerfen.
Ferrari ist ein weltweiter Experte für Fahrwerk und Steuerung. Aber auf der Software-Seite sind die chinesischen Tech-Giganten einen Schritt voraus. Xiaomi, als Technologiekonzern vor dem Automobilhersteller, hat von Anfang an auf ein vernetztes, flüssiges, mit KI und 5G gedoptes Nutzererlebnis gesetzt. Dieses Auto ist ein Schaufenster der Modernität, das Ferrari nicht ignorieren kann.

Die angespannte Lage für Ferrari in China
Die Neugier auf Xiaomi kommt auch zu einem entscheidenden Zeitpunkt. Wie bei anderen europäischen Herstellern auch, gehen die Ferrari-Verkäufe in China jedes Jahr zurück. Und um eine jüngere, technikaffine chinesische Klientel anzusprechen, ist das Studium der Codes von Xiaomi nicht unbedeutend.
Denn das Xiaomi SU7 ist nicht nur ein Leistungsmonster. Sie ist auch ein kommerzieller Erfolg: über 175.000 verkaufte Einheiten in 12 Monaten, monatelange Warteschlangen und ein Markenimage, das für Xiaomi wie nie zuvor angekurbelt wurde.
Xiaomi vs. Ferrari: gegenseitige Faszination?
Der Respekt scheint im Übrigen gegenseitig zu sein. Der CEO von Xiaomi, Lei Jun, wurde im vergangenen Jahr in einem Ferrari Purosangue gesichtet. Und mehreren Quellen zufolge soll er sehr an Ferraris erstem Elektromodell interessiert sein. Ein Austausch auf Gegenseitigkeit? Vielleicht.