
Nach Maserati dann Lamborghiniist nun an der Reihe Ferrari seine Finanzergebnisse für das erste Halbjahr 2025 bekannt zu geben. Und obwohl die Marke mit dem Cabré-Pferd in Bezug auf die Rentabilität eine unverschämte Gesundheit aufweist, hat ihre Aktie an der Börse dennoch eine starke Korrektur erfahren, was ein Zeichen dafür ist, dass die Anleger weiterhin auf Signale einer Verlangsamung achten.
Ein historischer Einbruch an der Börse... trotz solider Zahlen
Am vergangenen Donnerstag verlor die Ferrari-Aktie an einem einzigen Tag mehr als 12 %, was den größten Rückgang an einem Tag seit dem Börsengang vor neun Jahren darstellt. Diese Reaktion war umso überraschender, als der Hersteller seine Prognosen für das Jahr 2025 bestätigt hatte.

Der Grund dafür war die Ankündigung, dass die Preise für bestimmte in den USA verkaufte Autos gesenkt werden, sobald die Zölle auf europäische Fahrzeuge von 27,5 % auf 15 % gesenkt werden. Die Analysten richten ihre Aufmerksamkeit nun auf die Betriebsmarge in der zweiten Jahreshälfte, da die Auslieferungen und die Durchschnittspreise nachlassen.
Auf dem Weg zu einem Rekordjahr beim Volumen
In den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 lieferte Ferrari 7.087 Autos aus. Wenn das Tempo anhält, wird der Hersteller zum ersten Mal die symbolische Marke von 14.000 Einheiten in einem Kalenderjahr überschreiten. Ein erwarteter Meilenstein nach drei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren um die 13.000 Autos.
Die Ziele, die Ferrari bis 2025 erreichen könnte, lassen einen schwindelig werden:
- 14.000 ausgelieferte Autos
- 7 Milliarden Euro Umsatz
- 1,6 Milliarden Euro Nettogewinn
Ein stetig steigender Gewinn pro Auto
Die beeindruckendste Angabe bleibt die Rentabilität pro Einheit. Legt man die Halbjahresumsätze und -gewinne 2025 zugrunde, verdient Ferrari durchschnittlich 117.115 € pro verkauftem Auto. Ein rasanter Anstieg in weniger als 10 Jahren :
Jahr | Verkäufe | Umsatz (Mrd. €) | Gewinn (Mrd. €) | Gewinn/Auto (€) |
---|---|---|---|---|
2025 (H1) | 7 087 | 3,57 | 0,83 | 117 115 |
2024 | 13 752 | 6,67 | 1,52 | 110 400 |
2023 | 13 663 | 5,97 | 1,25 | 91 500 |
2022 | 13 221 | 5,09 | 0,939 | 71 000 |
2021 | 11 155 | 4,27 | 0,833 | 74 700 |
2020 | 9 119 | 3,46 | 0,609 | 66 800 |
2019 | 10 131 | 3,76 | 0,699 | 68 900 |
Selbst wenn man berücksichtigt, dass der Umsatz auch andere Einnahmen (F1, Merchandising, Lifestyle-Aktivitäten...) beinhaltet, stammen über 85 % direkt aus dem Verkauf von Autos. Von den 3,57 Mrd. € Umsatz in der ersten Hälfte des Jahres 2025 entfallen 3,04 Mrd. € auf Fahrzeuge und Ersatzteile.
Die Zahlen zeigen, dass Ferrari weiterhin auf einen angereicherten Produktmix (SF90 XX, 12Cilindri, 499P Modificata, Purosangue...) und auf die Personalisierung setzt, die vor allem in Nordamerika zunimmt. Der Auftragsbestand deckt bereits das gesamte Jahr 2026 ab, was beweist, dass die Nachfrage nach wie vor größer ist als das Angebot.
Europa trägt Umsatz, Amerika stark, China rückläufig
In der ersten Hälfte des Jahres 2025 erzielte Ferrari einen Umsatz von 3,57 Milliarden Euro, ein Anstieg gegenüber 3,29 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum des Jahres 2024.
Europa bleibt der wichtigste Motor :
- Italien: 268,2 Mio. €, +18 % im Jahresvergleich
- Restliche EMEA: 1,49 Mrd. €, im Vergleich zu 1,32 Mrd. € im letzten Jahr
- Deutschland: €299,9 Mio. (+5,7 %)
- Großbritannien: 320,4 Mio. € (fast unverändert)
Nord- und Südamerika verzeichnete einen moderaten Anstieg auf 1,13 Milliarden € (+8,9 1Q3Q), wobei der US-Markt allein 988 Millionen € ausmachte und damit im Jahresvergleich deutlich zulegte.
China, Hongkong und Taiwan hingegen fallen zurück :
- Gesamte Zone China, Hongkong, Taiwan: €244,3 Mio. (-12,8 %)
- China allein: €176,9 Mio. (-14,9 %)
Der Rest der Region Asien-Pazifik blieb mit 429,3 Millionen € stabil (+2,2 %).
Diese Verkaufsgeografie verdeutlicht einen Trend, der bereits bei Lamborghini zu beobachten war: China tritt auf der Stelle, während Europa und Nordamerika das Wachstum stützen.
Warum sanktioniert die Börse trotzdem?
Die negative Reaktion der Märkte lässt sich durch zwei Faktoren erklären:
- Verlangsamung des Gewinnwachstums
- Erwartete Auswirkungen der US-Zölle, die Ferrari teilweise absorbieren will
Die Anleger wollen wissen, ob die Marke ihre Rekordmargen in einem Umfeld halten kann, in dem das Volumen- und Preiswachstum ins Stocken geraten zu sein scheint.
Wann stößt Ferrari an seine gläserne Decke?
Das ist schwer zu sagen. In weniger als einem Jahrzehnt hat Ferrari seinen Gewinn pro Auto verdoppelt und bereitet sich darauf vor, 2025 neue finanzielle und geschäftliche Rekorde zu brechen. Auf lange Sicht könnten jedoch die Produktionskapazität, der Übergang zu Elektroautos, gesetzliche Vorschriften und die Empfindlichkeit der Märkte gegenüber der geringsten Veränderung der Gewinnspanne diese berühmte Obergrenze zeichnen. Vorerst bleibt Ferrari ein Modell der Rentabilität...