
In der Geschichte von FerrariManche Autos faszinieren durch ihre Schönheit, andere durch ihr Geheimnis. Und dann gibt es da noch den Ferrari F90 Speciale, ein Projekt, das so geheim war, dass selbst Ferrari erst 16 Jahre später davon erfuhr. Der im Verborgenen für den Sultan von Brunei entworfene Supersportwagen, der aus einer königlichen Laune und einem berühmten italienischen Karosseriebauer entstand, stellt eine der unglaublichsten Geschichten des Autodesigns dar.
Ein Ferrari, der in absoluter Geheimhaltung geboren wurde
Ende der 1980er Jahre beschloss Prinz Jefri Bolkiah, der Bruder des Sultans von Brunei, die königliche Sammlung, die bereits die extravaganteste der Welt war, um mehrere einzigartige Ferraris zu erweitern. 1989 nahm er direkten Kontakt zu Pininfarina, dem Stammkarosseriebauer von Ferrari, auf, stellte ihm jedoch eine Bedingung: Er durfte in Maranello nichts verraten. Das Projekt muss streng geheim bleiben.


Unter der Leitung von Enrico Fumia, dem damaligen Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Pininfarina, nahm das Projekt unter dem Codenamen "F90", für Ferrari der 1990er Jahre, Gestalt an. Gerüchten zufolge zahlte der Sultan für die sechs Autos eine enorme Summe, die so hoch war, dass sie Pininfarina über eine schwierige finanzielle Phase hinweghalf. Im Gegenzug sollte der Karosseriebauer sechs identische Exemplare des F90 liefern, die in völliger Anonymität gebaut wurden und jeweils auf einem Ferrari Testarossa basierten.

Unter der Motorhaube steckte der 4,9-Liter-V12-Flachmotor mit 390 PS. Aber außer dem Motor, den Felgen und den Spiegeln wurde alles andere neu gestaltet: Karosserie, Fahrgastraum, Dach, Fenster und sogar die Designphilosophie.
Das schwierigste Projekt von Pininfarina
Laut Enrico Fumia war der F90 "der komplexeste und anspruchsvollste Prototyp, den Pininfarina je gebaut hat". Eines der erstaunlichsten Elemente: sein Schiebedach, eine Art targa gleitet über die Heckscheibe, was damals völlig neu war.
"Das komplizierteste Detail ist das Dach. Es ist einzigartig in seiner Art. Es ist eine Art Targa-Schiebedach, das sich über die Heckscheibe legt", erklärte Fumia. "Zweifellos war der F90 das schwierigste und dramatischste Projekt, das wir je durchgeführt haben."


Der Innenraum hingegen ist ein Kokon aus Glas: ein durchgehendes Panoramadach, das den Innenraum in Licht taucht. Eine fast unvernünftige technische Übung, aber typisch für die Zeit, als der Sultan alles, auch das Unmögliche, befehlen konnte.
Geisterhafte F90
Die sechs Ferrari F90 Speciale wurden direkt nach Brunei geliefert, heimlich getestet und dann in der königlichen Sammlung eingeschlossen. Mehr als zehn Jahre lang blieb ihre Existenz unbekannt, bis 2002 die ersten Fotos auftauchten. Ferrari erfuhr erst 2005 davon, lange nachdem alles fertiggestellt war.

Im Jahr 2006 soll die Marke den F90 schließlich unter dem Namen Ferrari Testarossa F90 Speciale als eigenständigen Ferrari anerkannt haben, obwohl er nie offiziell zugelassen wurde. Heute sind vier Farben bekannt: Schwarz, Grau, Rot und Grün, wobei die anderen Farben nie fotografiert wurden. Keine hat die Sammlung verlassen.



Das Rätsel geht weiter
Seit der teilweisen Veröffentlichung der Sammlung des Sultans im Jahr 2024 sind auf Instagram wieder einige Bilder aufgetaucht, die die unberührte Existenz mehrerer Exemplare bestätigen. Bisher hat jedoch noch kein F90 Brunei verlassen: kein Verkauf, keine Ausstellung. Der F90 bleibt also eine automobile Fantasie, die zwischen Kunst, Ingenieurskunst und Staatsgeheimnis angesiedelt ist. Ein Ferrari, der ohne die Zustimmung von Ferrari geboren wurde, und doch zweifellos einer der faszinierendsten Ferraris, die je entworfen wurden.
Sie sind wirklich "schrecklich". Eine Mischung aus einem FIAT "Coupé" und einem Ford "Scorpio MK 2" /Probe.